Pilgern mit Traktoren oder Kirche in Bewegung – (K)eine verrückte Idee!? Wie könnte man die Reformation in unseren Landen vielleicht auch etwas anders feiern? Das war die Ausgangsfrage, die wir uns als Pfarrer und Pfarrerinnen des Kirchenkreises Hersfeld gestellt haben. Wir wollten nicht nur mit festlichen Gottesdiensten, inhaltsschweren Vorträgen oder beschwingten Konzerten feiern, sondern so, dass es zu uns hier in der Region „passt“. Kirche ist in Bewegung, sie ist immer in Veränderung begriffen, wie jeder einzelne Mensch. Das ist das eine, das andere aber, und das war Martin Luther ebenfalls sehr wichtig, ist, dass sich die Leute nicht in irgendein besseres Leben reinträumen sollten – irgendwo, irgendwann –, sondern in „ihrem Stand“, an dem Ort, wo Gott sie hingestellt hat, redlich füreinander arbeiten sollten. Glaube und Standfestigkeit, Veränderung und Weltverantwortung, das zeichnete aber nicht nur das reformatorische Denken von damals aus, sondern hat die Lebenswelt in unserer Region bis heute zutiefst geprägt. Wie aber nun feiern? Genau, mit einer Pilgerfahrt von mindestens 95 Traktoren. Das ist keine Schnapsidee, es darf sowieso während der Fahrt nicht getrunken werden, sondern der Traktor steht symbolisch für das Thema der Reformation: Kirche in Bewegung. Der Traktor ist einerseits Symbol für die Bodenständigkeit und Verwurzelung unserer Region in der Landwirtschaft. Es geht um redliche Arbeit, um die Verbundenheit mit der Natur und Gott, dem Schöpfer. Das Wissen um die Grundlagen des Lebens ist in unseren dörflichen Zusammenhängen noch lebendig. Andererseits steht der Traktor auch für Veränderung, für Modernisierung. Sein Tempo ist dabei allerdings nicht das der gestressten Großstadt oder der vierspurigen Autobahn, sondern das des langsamen Fortschritts, der „entschleunigten Bewegung“. Mit dem Traktor kommt man nicht so schnell vorwärts, man sieht noch etwas von der Landschaft, hat noch Zeit, Dinge am Rande der Strecke wahrzunehmen oder nachzudenken. Man kann dann sogar noch mit einem Hänger manches transportieren. Etwas mitnehmen aus der „alten Zeit“. Man könnte noch viele symbolische Gedanken mit unserer Pilgerfahrt verbinden; was uns aber besonders wichtig ist, ist die Feier der Verbundenheit der einzelnen Menschen und der Gemeinden im Kreis. Es ist wunderbar, dass wir als Heringer hier Gastgeber sein können und viele (auch prominente) Gäste unter Begleitung des hessischen Rundfunks bei uns begrüßen können. Zur Pilgerfahrt kommen Traktoren aus dem ganzen Kreisgebiet und weit darüber hinaus. Die Fahrt geht vom Eichhof in Bad Hersfeld (dort, wo Luther auf dem Rückweg vom Reichstag zu Worms 1521 übernachtete) über den Kurpark, Sorga, Friedewald, Ausbach, Heimboldshausen bis nach Heringen. Die Kleinregionen unseres Kreises werden so durchfahren und miteinander verbunden. Von jeder Station bringt der Pilgerzug etwas mit zum Abschlussfest in Heringen. Die Traktoren, teilweise historische Schätze, sind dann in der Innenstadt wie ein stehender Festzug zu bewundern. In der Hauptstraße feiern wir dann mit dem Einzug der Traktoren ein großes Fest, zunächst in einer Veranstaltung mit dem Bischof Prof. Dr. Martin Hein und hochrangigen Gästen öffentlichen Lebens. Am Abend wird Live-Musik im Zelt uns in die Nacht begleiten. Reformation heißt also: „Kirche ist in Bewegung“, sie ist verschieden, bunt, offen und doch nicht beliebig. Kirche verändert sich zu allen Zeiten und nimmt mit... Wenn das kein Grund zum Feiern ist. Geplanter Festablauf: Freitag, 28.04., 19.30 Uhr, Konzert in der Stadtkirche: Ulrike Wahren und Peter Stolle: Lieder, die die Welt bewegen Samstag, 29.04., ab Mittag: Straßenfest auf der Hauptstraße (Werbegemeinschaft) ca. 14.30 Uhr: Ankunft der Traktoren in Heringen 17.00 Uhr Kirche in Bewegung: Festveranstaltung mit Bischof Prof. Dr. Hein, Pröpstin Kropf-Brandau, BM Iliev, Landeskirchliche Bläser u.a. ab 19.30 Uhr Livemusik im Festzelt am Anger, open End Sonntag, 30.04. 10.30 Uhr: Verabschiedung und „Traktorensegen“ anschl. Musikalischer Frühschoppen im Festzelt mit der Bergmannskapelle (Genaueres entnehmen Sie dann bitte der Presse zeitnah)