Ich liebe Deutschland

Ich liebe Deutschland

„Ich liebe Deutschland!“

Dieser Liedtext aus dem Jahr 2015 bleibt für mich aktuell, angesichts des um sich greifenden Populismus’, der grundierten Angst, zu kurz zu kommen. Wie unterschiedlich man dieses kurze Bekenntnis verstehen kann, ist eindrücklich. Ich habe es für mich definiert:   

 

Ich liebe Deutschland! das sagt mir Adham,

ein Junge aus Syrien, der letztes Jahr kam,

die Häuser, die Menschen, Familien gesprengt,

das klapprige Boot auf dem Meere versenkt.

So spülte es ihn zu uns her – ganz allein.

Ich liebe Deutschland, weil hier darf ich sein.

 

Ich liebe Deutschland! Schreibt ein Journalist,

auch wenn er die Heimat in China vermisst,

man hat ihn verfolgt, hat ihn mundtot gemacht

er hat Wahres gesagt, er hat kritisch gedacht,

man nahm ihn in Schutz hier, gewährte Asyl.

Ich liebe Deutschland, ich verdank ihm so viel.

 

Ich liebe Deutschland, malt er aufs Plakat,

und stößt es zum Himmel, denn er wittert Verrat,

wenn alles hier fremd wird, Gesichter so bunt,

dann findet einfältiger Stolz keinen Grund,

so muss er wohl schreien aus Angst und aus Frust

ich liebe Deutschland, und es klingt nach Verlust.

 

Ich liebe Deutschland, und die deutsche Kultur

ich liebe die Freiheit und die gilt nicht nur, 

für Leute, die hier Eingeborene sind;

sie ist für die schutzlosen Menschen bestimmt.

Und Recht und Gesetz sind bei uns hier kein Scherz!

Ich liebe Deutschland, denn es zeigt sein Herz.

 

Ich liebe Deutschland und die Demokratie,

denn für das, was ich denke, saß ich ja noch nie,

im Lager, im Knast, in der Unmenschlichkeit;

ich bin wirklich stolz auf die Weltoffenheit,

und dass jeder hier seine Meinung sagen kann.

Ich liebe Deutschland, und ich fang damit an!

 

(aus dem Herbst 2015)

 

„Ich liebe Deutschland!“ Das hörte man öfter an diesem Abend, besonders aus dem Mund der vielen Flüchtlingskinder, die mit dabei waren. Sie erzählten kurz ihre Geschichte, aus welchem Land sie gekommen sind und welche Fluchtwege sie hinter sich haben. Manchen der Zuhörer blieb dabei die Spucke weg, weil es Geschichten sind, die sich keiner für ein Kind oder die eigene Familie wünschen kann. Bei einem Kind blieb aber alles ganz still. Der Junge stieg auf den Stuhl und wollte auch etwas erzählen und sagen: „Ich liebe Deutschland!“ – die meisten Kinder können durch die Deutschkurse schon gut deutsch sprechen –, aber bei diesem Jungen kam nichts Hörbares aus dem Mund, nur ein breites Grinsen huschte über das Gesicht. Die Auflösung flüsterte der Vater mir ins Ohr: Er ist taubstumm! Als das deutlich wurde, standen viele auf und applaudierten dem kleinen Jungen. „Danke Deutschland“ lächelte er zurück. 

An diesem Abend begegneten sich Flüchtlinge und ehrenamtliche Helfer im Martin-Luther-Haus, um gemeinsam das Leben zu feiern. Die Flüchtlinge kochten für die Helfer und wollten sich so bedanken für die Hilfe, die sie erfahren haben, den großartigen Einsatz. Ob es die Begleitung zum Arzt oder zu einer Behörde ist, ob es Hilfe bei der Wohnungssuche oder die Arbeit in der Kleiderkammer sind, da sind Menschen, die sich anderer Menschen angenommen haben und ihre Zeit opfern. Sie gewinnen aber Freundschaften, sie gewinnen einen größeren Horizont und eine klarere Sicht auf die Dinge und besonders die Menschen. 

An diesem Abend wurde klar, wer die Begegnung wagt, der hört auf, pauschal zu denken, in schwarz und weiß, mit klaren (Vor-)Urteilen. Das wahre Leben ist noch einmal ganz anders. Es ist unsere christliche Pflicht zu helfen, uns offen zu halten für die Not der Menschen; aber es muss sich keiner verbiegen dabei und die Probleme kleinreden, ob sie kultureller oder religiöser Art sind. Wir haben gelernt, es ist wichtig Brücken zu bauen, aber auch zu helfen, dass sich Fremde anpassen und einpassen lassen in unsere Kultur und Gesellschaft. 

Ich liebe Deutschland, wenn es Herz zeigt und frei bleibt und frei macht... 

 

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